Postkoloniale Theologie soll aus der Marginalisierung als Randthema in das Zentrum des theologischen Nachdenkens rücken. Dabei geht es einerseits um die Dekonstruktion von Machtstrukturen, die Dezentralisierung von westlichem Theologisieren und andererseits auch um die Etablierung von bisher als kontextuell betrachteten Theologien.


Wir sind eine Initiative von Theologiestudierenden aus Hamburg und wir denken:  
Es ist längst überfällig – Decolonize Theology! 

Herzliche Einladung zu einem Workshop mit Theolog*innen aus dem Pazifik! Im Pazifik wurde das Theologische Konzept "Rewaving the Ecological Mat Framework" (kurz REM) entwickelt. Das REM-Projekt befasst sich mit einer theologischen Perspektive auf die Klimakrise. Im Fokus steht eine Beschäftigung mit indigenen und christlich-ökologischen Rahmenbedingungen (Wissen, Ethik und Praktiken) und wie diese zur Bewältigung der heutigen "ökologischen Krise" beitragen können.

Der Workshop findet am Freitag, dem 5. Mai statt. Als Referierende wird u. a. Frances Namoumou (Pacific Conference of Churches) über das Projekt und die Theologie sprechen und danach werden wir darüber ins Gespräch kommen, was wir hier in Europa von diesem Konzept lernen können. Da Fiji und Deutschland momentan 10 Stunden Zeitverschiebung haben, wird dieser Workshop eine Abend/Nacht-Veranstaltung sein. Er wird von 21 Uhr bis 1 Uhr (MEZ) stattfinden.
Die Veranstaltung ist nicht nur für Theolog*innen gedacht, sondern für alle Interessierten!
Anmeldungen sind möglich als DM oder über [email protected]

Bei den Kritischen Tagen München haben wir ein Panel mit der Überschrift "Dietrich Bonhoeffer neu gelesen". Dafür haben wir verschiedene Themenbereiche erarbeitet: Bonhoeffers Zeit am Union Theological Seminary und der Einfluss der späteren Black Theology auf sein Denken; der Einfluss Gandhis auf Bonhoeffer; Bonhoeffers Geschlechterrollenbilder und die zunehmende Vereinnahmung der Texte und Gedanken Bonhoeffers durch Rechte und zuletzt Querdenker:innen.

Harlem Renaissance


Die Harlem Renaissance ist eine Bewegung der kunstschaffenden Schwarzen Mittelschicht, die aus den Südstaaten nach New York migriert war. Die Protagonist:innen der Harlem Renaissance haben sich mit dem Problem auseinandergesetzt, dass sie zum einen zwar im christlichen Glauben aufgewachsen waren, zum anderen jedoch von weißen Menschen rassistische Unterdrückung und Gewalt erfahren hatten, welche sich jedoch ebenso als Christ:innen verstanden und ihre Gewalt zum Teil sogar unter Berufung auf Jesus Christus ausübten. 
Deshalb stellte sich die Frage danach, ob Christentum an sich eine gewaltsame Religion der weißen Unterdrückenden sei. Ein theologischer Ansatzpunkt war in der Auseinandersetzung mit dieser Problematik eine Reflexion der Bedeutung und Wahrnehmung der Person Jesu Christi.

Auf dem ersten Bild des Posts ist das Gedicht „Christmas Greetings“ von Georgia Douglas Johnson zu lesen. Hier beschreibt sie die Diskrepanz zwischen dem Glauben an Jesus Christus und der Erfahrung Schwarzer Menschen. So stehen sich Hoffnung und Kampf 
gegenüber.

Während von weißen Theolog:innen Jesus als triumphierender weißer Weltenherrscher verstanden wurde, der mit den Mächtigen dieser Welt ist (theologia gloriae / white Jesus), widerspricht z.B. William Edward Burghardt Du Bois diesem, indem er Jesus mit dem Unterdrückten, als Symbol für Gottes Wirken für Befreiung und Gerechtigkeit identifizierte. 

Davon inspiriert stellte z. B. Claude McKay Jesus als identisch mit einem gelynchten Schwarzen vor (theologia crucis / Black Jesus). In „The Lynching“ beschreibt er Jesus als unschuldiges Kind Gottes, welches von Gott selbst in den Himmel gerufen wird. Der Jesus ist schwarz, weil er mit den Menschen in ihrem Leid ist und sich göttlich mit ihnen solidarisiert.


Projekt #Takeover

Es kommt mal wieder was Neues!
Bisher sind unsere Inhalte alle von studentischer Seite verfasst. Das bedeutet wir als Theologiestudierende berichten euch von Themen, die uns interessieren, aber meist kaum oder gar nicht in unserem akademischen Alltag zur Sprache kommen. Es gibt allerdings auch von vielen Dozierenden Bestrebungen die Lehre kritisch zu reflektieren und in Richtung Diversität, Globalität und Dialogizität zu orientieren. Deshalb wollen wir unter dem Hashtag #takeover Kurzvorträge verschiedener Dozent:innen vorstellen, welche in postkoloniale, feministische und befreiungstheologische Ansätze einführen. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit und vor allem darüber, dass der Wunsch nach einer Veränderung der bisherigen Lehre nicht nur auf studentischer Seite liegt!
Den Anfang macht PH. Dr. Heidrun Mader

Mukti Bartons Exegese zu Num 12

Miriam missbilligt Moses Hochzeit mit einer kuschitischen Frau. Daraufhin bestraft Gott Miriam, lässt sie aussätzig werden und grenzt sie vom Volk aus. Mukti Barton stellt heraus, dass "kuschitisch" in biblischer Sprache ein Synonym für PoCs ist. Sie sieht den Grund von Miriams diskriminierenden Handeln in der Andersartigkeit von Zipporahs Schwarz-Sein. Die Strafe Gottes leitet sich vom Gebot ab Fremde aufzunehmen. Miriam selbst hat durch ihr Frau-Sein in einem patriarchalen System unmittelbar Erfahrungen des Fremd-Seins gemacht . Sie hätte Zipporah beistehen sollen, statt sich über sie zu stellen. Mukti Barton bezieht dieses Fazit auf die Beziehung zwischen weißen und schwarzen Vertreter*innen  womanistischer Theologie. Statt Differenzen und Hierarchien, die es eigentlich zu überwinden gilt, zu betonen, sollten Erfahrungen gehört und integriert werden. 

Ostern

„Mit der Auferweckung Jesu von den Toten hat Gott bekräftigt, dass Jesu historische Identität mit der Freiheit der Armen nichts anderes war als die Menschwerdung Gottes zum Zweck der Befreiung der Menschen von Sünde und Tod.“ (85) 


„In diesem Zusammenhang wird die Auferstehung zu einem politischen Ereignis. Die Politik der Auferstehung liegt darin, den Armen und Hilflosen Freiheit zu schenken. Diese Freiheit bekommen sie schon, während sie noch arm sind. Aber jetzt wissen sie, dass ihre Armut nicht naturgegeben, sondern auf die Reichen und Mächtigen dieser Welt zurückzuführen ist.“ (85)

aus: Cone, James H. (1982), „Gott der Befreier: eine Kritik der weißen Theologie“, Kohlhammer, Stuttgart.

Karfreitag

“Das Kreuz und der Lynchbaum sind durch ungefähr 2000 Jahre voneinander getrennt. Das eine ist das universale Symbol des christlichen Glaubens; der andere ist das Symbol der Unterdrückung der Schwarzen in Amerika. Obwohl beide Symbole des Todes sind, repräsentiert das Kreuz eine Botschaft von Hoffnung und Errettung, während das andere die Negation dieser Botschaft durch Weiße Vorherrschaft symbolisiert. Trotz der offensichtlichen Parallelen zwischen Jesu Tod an einem Kreuz und dem Tod tausender Schwarzer Männer und Frauen, die an Laternenpfählen oder Bäumen aufgehängt wurden, um zu sterben, haben sich bisher relativ wenige Menschen – abgesehen von Schwarzen Dichter:innen, Schriftsteller:inen und anderen realitätssehenden Künstler:innen – damit beschäftigt, die symbolischen Verbindungen zu erkunden.” (aus dem Englischen übersetzt) 

James Cone (The Cross and the Lynching Tree (2011) – Introduction) 

Am 7. März 202/203 starben in Karthago die Taufanwärterinnen Perpetua und Felicitas im Amphitheater. Sie starben für ihren christlichen Glauben, denn zu der Zeit war der Übertritt zum Christentum oder Judentum kaiserlich verboten, um deren rasantes Wachstum und den Abfall vom römischen Staatskult einzudämmen und dadurch Kontrolle zu bewahren.

Lange Zeit werden die Beiden in der Rezeption nicht beachtet oder einzig als Idealbild für fromme Frauen herangezogen. Heute bietet die Passio der Perpetua viel Potenzial für Genderfragen – ist sie vielleicht sogar die älteste christliche Schrift einer Frau?
Doch die Verbindung von Perpetua und Felicitas kann noch mehr Raum für Auslegung aufmachen:

Das Projekt Q Spirit* sieht die Märtyrerinnen als gleichgeschlechtliches Paar, sie stärken sich während des Gefängnisaufenthalts und stehen einander bis zum Schluss in der Arena bei. Perpetua hat einen Mann und ein Kind, Felicitas ist im Gefängnis schwanger, aber beide Ehemänner spielen keine Rolle.